Mühlhausen

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Mühlhausen undatiert

Standort

Am Stadtwald 88



Datenblatt


Höhe: 9 m

Einweihung: ca. 1908

Foto Bismarckturm Mühlhausen Mai 2012

Vom Turm zum Wohnhaus
Der Bismarckturm in Mühlhausen


Als Initiator des Bismarck-Turmes gilt der ehemalige Besitzer des Gebäudes, Oberstleutnant a.D. und Gutsbesitzer Wilhelm Werneburg aus Weidensee.

Bereits am 14.01.1905 hatte der „Städtische Verein“ (Verschönerungsverein) einstimmig für den Bau eines Bismarckturmes auf dem Rieseniger Berg (Höchster Punkt im Stadtpark) gestimmt.

Der 1905 geplante Bismarckturm sollte eine Höhe von 17 m erreichen und im Parterre sollte ein Restaurant untergebracht werden. Ein Mühlhauser Bürger hatte für den Bau des ca. 13.000 Mark teuren Turmes bereits 1.000 Mark gestiftet. Doch die Pläne wurden aus unbekannten Gründen nicht realisiert.


Bauplanung

Der Turm wurde im Jahr 1908 als "Haus in der Obstanlage vor dem Stadtwalde für den Gutsbesitzer Herrn Wilhelm Werneburg" von Architekt K. Louis Müller aus Mühlhausen konzipiert und errichtet.

Kurz danach erfolgte die Umbenennung und Umgestaltung des Gebäudes in einen "Bismarckturm". Die Umgestaltung erfolgte durch ein rechtsseitig der Eingangstür angebrachtes bronzenes Bismarck-Medaillon und eine Wand-Inschrift unterhalb des Medaillons. Auf der Rückseite des Gebäudes wurde ebenfalls eine Inschrift angebracht.


Turmbeschreibung

Der ursprüngliche dreistöckige Aussichtsturm ohne Feuerschale hatte einen quadratischen Grundriss (5,65 m x 5,65 m). Oberhalb der ersten Etage waren die Wände des Bauwerkes mit Schiefer verkleidet.

Auf dem Turmkopf war, leicht auskragend, ein Aussichtsplateau (5,75 m x 5,75 m) mit Brüstungsgeländer geschaffen worden.

An der Außenwand des Bismarckturmes, rechtsseitig der Eingangstür, befand sich ein bronzenes Bismarck-Medaillon, darunter die Wand-Inschrift

Fürst Bismark.
Du herrlich starker Geist, der Deutschland wieder einte,
Du mächtigster der Helden.
In Deutscher Herzen wirst Du niemals sterben!

So möge dieser Bau,
Zu Ehren Dir geweiht,
Fest stehn bis in die fernste Zeit!


Turmgeschichte

1908-1937

Im Jahr 1910 erfolgte der Anbau eines Wohnhauses. Auch der Anbau erhielt ein Aussichtsplateau mit Brüstungsgelände, zusätzlich erhöht durch eine Pergola.

Das Gebäudeensemble ging einige Jahre später in das Eigentum des Evangelisch-Lutherischen Jünglingsbundes über und wurde bis ca. 1937 als Bundesheim genutzt. Im Erdgeschoss des nicht unterkellerten Bismarckturmes wurde eine Übernachtungsstätte für Jugendliche mit zweistöckigen Feldbetten eingerichtet.


1938-1948

Im Jahr 1938 erwarb ein Mühlhäuser Fleischermeister das Gebäudeensemble als Zweitwohnsitz. Geländer und Pergola sowie das Bismarck-Medaillon rechtsseitig der Eingangstür waren nicht mehr vorhanden.

Kurz vor Kriegsende, Anfang April 1945, ließ der Mühlhäuser Fleischermeister die Erdgeschossfenster zumauern und versah diese teilweise mit Stahlgittern, um das Gebäude vor den anrückenden amerikanischen Truppen zu schützen. Die Haustür wurde mit schweren Stahlbändern gesichert, der Zugang erfolgte durch die ehemalige Übernachtungsstätte, deren Außentür mit Stahlblech beschlagen war.

Nach Abzug der Amerikaner Ende Juni 1945 quartierten sich 16 sowjetische Offiziere für mehrere Monate im Haus ein.

Im Jahr 1948 wurde das Gebäudeensemble von der Sowjetarmee für mehrere Monate beschlagnahmt. Anschließend diente es wieder als Wohnhaus.


1949 bis heute

Die zugemauerten Fenster wurden zu einem unbekannten Zeitpunkt wieder geöffnet, Wohnhaus und Turm erhielten ein Dach.

Das zwischen März 2004 und Mai 2012 umfangreich sanierte Wohnhaus (Am Stadtwald 88) wird heute noch bewohnt (Stand: 2022).

Die Wand-Inschrift auf der Vorderseite wurde zwischen März 2004 und Mai 2012 übermalt.


Anmerkungen

Nach Hinweis von Bismarckdenkmal-Forscherin Sieglinde Seele aus Mannheim ist es wahrscheinlich, dass Wilhelm Werneburg der Bürger war, der im Jahre 1905 insgesamt 1.000 Mark für den Bau eines Bismarckturmes gespendet hatte. Nach Zerschlagung der Pläne zur Errichtung eines Bismarckturmes auf dem Rieseniger Berg funktionierte er das von ihm errichtete Obstlager- und Wächterhaus in einen Bismarckturm um.


Links

Google Maps

Koordinaten und Kartenmaterial (noch nicht verfügbar)


Quellen

- Seele, Sieglinde, Mannheim (Archiv Seele): Bismarck-Turm von Mühlhausen (Thüringen)
- Seele, Sieglinde: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Imhof-Verlag Petersberg, 2005, S. 277-278
- Zeitschrift des Bismarck-Bundes: 3. Jahrgang 1905 (Nr. 5, S. 6 + Nr. 8, S. 10)
- Beyrodt, Dr. Martin: Zur Geschichte des Hauses "Am Stadtwald 88" in Mühlhausen/Thür., Manuskript mit persönlichen Erinnerungen zur Geschichte des Hauses von 1938 bis 1948


Fotografen / Bildmaterial

- Jörg Bielefeld, Leverkusen (März 2004 , Mai 2012)

- Ralph Männchen, Dresden (Mai 2016)
- Sieglinde Seele, Mannheim (historische Ansichtskartenmotive)
- Dr. Martin Beyrodt, Ostseebad Nienhagen (historische Ansichtskartenmotive)

Übersichtskarte Standort Bismarckturm

Der genaue Standort ist über die Links zu Google Maps / Google Earth (s.o.) zu finden.

Bildergalerie Bismarckturm Mühlhausen

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Mühlhausen 1928

Ansichtskartenmotiv Bismarckturm Mühlhausen um 1910

Foto Aussicht vom Bismarckturm Mühlhausen undatiert

Foto Eigentümer vor dem Bismarckturm Mühlhausen undatiert

Foto Bismarckturm Mühlhausen undatiert

Foto Bismarckturm Mühlhausen März 2004 mit verblasster Bismarck-Inschrift

Foto Bismarckturm Mühlhausen März 2004

Foto Bismarckturm Mühlhausen März 2004 mit verblasster Bismarck-Inschrift

Foto Bismarckturm Mühlhausen Mai 2012

Foto Bismarckturm Mühlhausen Mai 2012

Foto Bismarckturm Mühlhausen Mai 2012

Foto Bismarckturm Mühlhausen Mai 2012 mit übermalter Bismarck-Inschrift

Foto Bismarckturm Mühlhausen mit verblasster Bismarck-Inschrift März 2004

Ausschnitt Ansichtskartenmotiv 1914 Bismarckturm Mühlhausen mit Bismarck-Medaillon und Inschrift

Ansichtskartenmotive: Bismarckturm-Archiv Jörg Bielefeld, Leverkusen

Fotografien: Jörg Bielefeld, Leverkusen, ansonsten siehe jeweiliges Foto (Erlaubnis des Fotografen)

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